Hautkrebstherapie

Werden bei der Hautkrebsvorsorge bösartige Tumore entdeckt, stellt sich die Frage nach der Therapie. In den allermeisten Fällen wird dies als erstes die vollständige operative Entfernung des Tumors sein. Danach hängt es vom feingeweblichen Ergebnis (Histologie) ab, ob die Behandlung hiermit bereits ausreichend war, oder ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Basalzellkarzinom (Basaliom)

Standardtherapie beim Basalzellkarzinom ist die vollständige operative Entfernung des Tumors. Diese führen wir in unserem ambulanten OP in der Praxis durch. In Abhängigkeit vom Tumortyp und dem Zustand des Patienten können manchmal –meist außerhalb des Gesichts- alternative, nicht operative Verfahren eingesetzt werden. Allerdings fehlt bei diesen Verfahren die Möglichkeit, feingeweblich zu kontrollieren, ob das gesamte Tumorgewebe entfernt wurde oder nicht. 
Zur Anwendung kommen oberflächlich zerstörende Verfahren wie die sog. photodynamische Therapie (PDT), die Strahlentherapie oder die Lasertherapie. Zudem ist die örtliche Behandlung mit Imiquimod und 5-Fluorouracil als Creme möglich. Bei allen genannten nichtoperativen Verfahren ist im Vergleich zur kompletten operativen Entfernung der Tumoren eine höhere Rückfallquote zu verzeichnen. Grundsätzlich sollte die Entscheidung über das therapeutische Vorgehen im ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient gefällt werden.


Für Patienten mit nicht operablen Basalzellkarzinomen oder sehr vielen Basalzellkarzinomen gibt es inzwischen auch  Medikamente (Vismodegib und Sonidegib) mit sehr guter Wirksamkeit, welches als Tabletten verabreicht werden kann (ein sogenannter Hedgehog Inhibitor). Da Hedgehog Inhibitoren eine Reihe von Nebenwirkungen haben, muss der Einsatz mit dem Patienten gut besprochen und abgewogen werden. Auch werden die Kosten von den gesetzlichen Kassen nur in absoluten Ausnahmefällen übernommen.

Das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom)

Standardtherapie ist die vollständige operative Entfernung des Tumors. führen wir in unserem ambulanten OP in der Praxis durch. Bei Karzinomen mit einem sehr hohen Risiko der Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) kann eine vorbeugende Operation der angrenzenden Lymphknoten notwendig sein. Hierzu kooperieren wir mit der Universitäts Hautklinik in Tübingen, wo dieser operative Eingriff in aller Regel dann durchgeführt wird.

Ist eine Operation etwa aus medizinischen Gründen nicht möglich oder liegen sehr ausgedehnte Frühformen des Karzinoms vor, gibt es eine Vielzahl von Therapiealternativen. Hierzu zählen in erster Linie oberflächlich zerstörende Maßnahmen wie Kürettage, Elektrodesikkation, Kryotherapie (Vereisung), photodynamische Therapie, eine lokale Chemotherapie (5-Fluorouracil-Creme), eine lokale Immuntherapie (Imiquimod-Creme) sowie der direkte Angriff auf die Krebszellen (mit Ingenolmebutat-Creme)) und Strahlentherapie.


Tumoren im fortgeschrittenen Stadium (Lymphknotenbefall und/oder Metastasen in anderen Organen) können neben der Operation mit systemischer, also im ganzen Körper wirkender Chemotherapie sowie anderen gezielten Medikamenten behandelt werden. Plattenepithelkarzinome der Haut sprechen in der Regel zunächst gut auf eine Chemotherapie an, neigen allerdings sehr häufig zu Rückfällen, so dass eine Heilung zumeist nicht möglich ist.

 

Krankheitsverlauf

Je früher Plattenepithelkarzinome der Haut erkannt und behandelt werden, desto besser ist ihre Prognose. Tumoren mit einer Größe unter 1cm metastasieren selten und haben sehr gute Heilungschancen.

Malignes Melanom („Schwarzer Hautkrebs“)

Ein malignes Melanom muss durch eine Operation vollständig entfernt werden. Die Größe der notwendigen Operation (zur Erlangung eines Sicherheitsabstandes) richtet sich nach der feingeweblich bestimmten Dicke des Tumors. Ist der Tumor mehr als einen Millimeter dick, sollte zusätzlich der im Lymphabfluss der betroffenen Hautregion erstgelegene Lymphknoten (auch Schildwächter-Lymphknoten oder "Sentinel Lymph Node“ genannt) operativ entfernt und untersucht werden. Dieses gilt auch für Tumore zwischen 0,75 und 1,0 mm Dicke wenn bestimmte weitere Risikofaktoren vorhanden sein sollten. Diese Untersuchung des Schildwächter-Lymphkotens ermöglicht eine bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufs und hat ggf. auch Auswirkungen auf weitere Operationen oder eine medikamentöse „adjuvante“Behandlung. Sind also bereits Lymphknoten von Tumorzellen befallen, sollten die nahegelegenen Lymphknoten vollständig entfernt werden.


Adjuvante Therapie

Als adjuvante Therapie bezeichnet man in der Onkologie eine Therapie, die im Anschluss an die operative Sanierung einer Tumorerkrankung durchgeführt wird. Der Patient gilt zwar klinisch als Tumorfrei, aufgrund der Tumorparameter ist aber mit einem Rückfall durch noch nicht nachweisbare Mikro-Metastasen zu rechnen.
In Deutschland wird bei Melanomen von mehr als 2 mm Eindringtiefe ("vertikale Tumordicke") eine Immuntherapie mit Interferon alpha empfohlen, die zusätzlich zur Operation ("adjuvante" Therapie) durchgeführt wird. Interferon alpha regt das körpereigene Abwehrsystem an, eventuell verbliebene, nicht sichtbare Tumorzellen zu bekämpfen. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Gabe von Interferon-alpha bei Patienten mit einem erhöhten Metastasierungsrisiko zu einer Verlängerung des Überlebens führen kann. Die genaue Form der Interferon-Therapie muss mit dem behandelnden Arzt individuell besprochen werden, da hier Wirkung und mögliche Nebenwirkungen gegeneinander abgewogen werden sollten.
Erst seit kurzem (Stand Anfang 2019) werden auch in der adjuvanten Therapie große Erfolge durch den Einsatz neuer Immuntherapien erzielt. Diese Therapien werden daher auch in Deutschland zunehmend häufiger bei hohem Rückfallrisiko auch im adjuvanten Stadium eingesetzt werden.

Behandlung von Metastasen

Haben sich bereits Tochtergeschwülste in inneren Organen gebildet (z.B. Lunge, Knochen, Leber, Gehirn) können neben der Operation Strahlentherapie, Immuntherapien und auch unter bestimmten Voraussetzungen, die so genannte „Targeted Therapy“ (zielgerichtete Behandlungen) angewendet werden. Einer Chemotherapie, sowie kombinierten Chemo-Immuntherapien kommt inzwischen in den meisten Fällen eine Nachrangige Bedeutung zu. Im Sommer 2011 wurde eine neue immunologische Behandlung mit der Substanz (Ipilimumab) für das metastasierten malignen Melanoms zugelassen. Diese Substanz führt bei einem Teil der Patienten zu einem langen oder dauerhaften Verschwinden der Melanommetastasen. Dabei scheint, wie bei allen Behandlungen des fortgeschrittenen Melanoms wichtig zu sein, dass die Behandlung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt beginnen kann.


Eine weitere Immuntherapie, die bei den Fachleuten für große Aufmerksamkeit gesorgt hat und die beim metastasierten malignen Melanom zu guten Ergebnissen führt, sind die PD-1 Antikörper Pembrolizumab und Nivolumab.. Bei einem Teil der Patienten müssen jedoch vorher andere Behandlungen z.B. mit Ipilimumab oder einem BRAF-Inhibitor (s.u.) durchgeführt worden sein.


Eine zweite bahnbrechende Therapie, die 2011 für metastasierte Melanompatienten zugelassen wurde, heißt Vemurafinib und kommt aus der Gruppe der so genannten „Targeted Therapy“, der gezielten Therapie gegen Melanomzellen. Eine weitere Substanz mit gleicher Wirksamkeit und etwas anderen Nebenwirkungen (Dabrafenib) wurde im Herbst 2013 zugelassen. Diese Substanzen werden bei Patienten angewendet, bei denen in der Melanomzelle eine bestimmte genetische Veränderung (B-RAF-Mutation) gefunden werden kann. Bei diesen Substanzen können häufig hohe Ansprechraten (Verkleinerung der Tumoren) erreicht werden. Bei einem Teil der behandelten Patienten scheint ebenfalls ein Langzeitüberleben durch diese Behandlung möglich. Die Wirkungen von Vemurafenib und Dabrafenib können noch weiter verbessert werden wenn Sie zusammen mit einer weiteren Behandlung, einem sogenannten MEK-Inhibitor gegeben werden können. 


Für eine Chemotherapie stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung (z.B. Dacarbazin, Temozolomid, Fotemustin, Carboplatin, Paclitaxel). Ein Langzeitüberleben ist durch diese Therapien nur sehr selten möglich. Allerdings kann eine Rückbildung der Metastasen erreicht werden, so dass sich die tumorbedingten Beschwerden lindern lasen.

 

In zertifizierten Hautkrebszentren wird eine interdisziplinäre, gut abgestimmte und individualisierte Therapie auf höchstem Niveau ermöglicht. Da die Behandlung des metastasierten Melanoms immer komplexer wird gehört sie in die Hände von Experten. Wir kooperieren hierfür überwiegend mit der Universitäts-Hautklinik Tübingen, die im Großraum Stuttgart, das Zentrum mit der höchsten Reputation ist.

 

Quelle: Mit Texten der Krebsgesellschaft.de (Onko-Internetportal)